Rundschau vom 28.06.22 von Jürgen Gärtner
Das Meinleuser Mitmach-Haus
ORTSENTWICKLUNG Was soll mit dem markanten blauen Gebäude am Konrad-Popp-Platz passieren?
Das lässt Investor Sebastian Türk die Bürger entscheiden.
Sie können Vorschläge machen – einer wird umgesetzt.
Mainleus — Die großen Aufkleber auf den Fenstern sind nicht zu übersehen, wenn man über den Konrad-Popp-Platz in Mainleus läuft oder dort sein Auto parkt. In leuchtendem Gelb und Grün und mit großen Lettern springen sie ins Auge und bilden einen Kontrast zum Blau der Fassade. „Das Mitmach-Haus“ steht dort in der Überschrift geschrieben. Wer näher tritt und sich einen Moment Zeit nimmt, der erfährt im „Kleingedruckten“ von einem außergewöhnlichen Projekt.
Gebäude zwangsversteigert
Um was geht es? Das Gebäude stand schon länger leer. Zuletzt beherbergte es einen „Allerlei“-Laden. Vor zwei Monaten wurde es zwangsversteigert. Die Gelegenheit nutzte die Mainleus Invest und erwarb das Gebäude. Lange über einen Kauf nachdenken musste Geschäftsführer Sebastian Türk dabei nicht, das Objekt hatte er schon länger im Auge: „Es ist eine einmalige, zentrale Lage in Mainleus mit enormem Entwicklungspotenzial“, so Türk.
Doch was soll aus der Immobilie werden? Das entscheiden die Mainleuser Bürger. Der neue Besitzer hat eine Umfrage gestartet – im Internet, mit Flyern. Mit überwältigender Resonanz. Über 500 Rückmeldungen hat er schon erhalten – mit den verschiedensten Vorschlägen. Sie reichen von einer Metzgerei über eine Bar bis hin zu einer Eisdiele. „500 Rückmeldungen, das sind zehn Prozent der Bevölkerung“, ist Türk selbst über das starke Echo überrascht. „Vielleicht liegt das auch mit daran, dass in letzter Zeit in Mainleus eine regelrechte Aufbruchstimmung herrscht“, sagt er mit Blick auf die vielen Projekte, die derzeit umgesetzt werden. Bis Ende Juli läuft die Umfrage noch. Nach der Auswertung soll dann der Vorschlag mit den meisten Stimmen umgesetzt werden, verspricht der Unternehmer – egal, was es ist. „Wir machen das, was die Bürger wollen.“ Eine Idee kristallisiert sich dabei schon als Favorit heraus – welche das ist, will er aber noch nicht verraten.
Damit aber nicht genug. Beim nächsten Schritt sollen die Mainleuser ebenfalls wieder mit im Boot sein: Sie können dann über die Frage entscheiden, wie „ihr“ Haus aussehen soll.
Für Sebastian Türk ist die Bürgerbeteiligung ein Pilotprojekt – was er bei einem Erfolg auch in anderen Orten umsetzen möchte. „Die Resonanz macht jedenfalls Lust auf mehr.“
Bis das neue Angebot den Mainleuser Ortskern bereichern wird, wird es aber noch etwas dauern. Das komplette Gebäude muss kernsaniert werden. Eine Nutzung steht allerdings schon fest: Oben sollen Wohnungen entstehen. Ein Jahr nach Genehmigung des Tekturplans durch den Mainleuser Gemeinderat wird es wohl dauern, bis alles fertig ist, schätzt Sebastian Türk.
Zwei Randaspekte noch: Die Plakatwand auf dem Grundstück am Konrad-Popp-Platz, deren Aufstellung schon für Unmut gesorgt hatte, wird im Zuge der Umgestaltung des Geländes im September verschwinden. Und: Beim Ausräumen des Gebäudes sind die Arbeiter noch auf Unmengen an Büchern, Spielzeug, Modellautos und Puzzles gestoßen. Das alles soll gespendet werden, sagt Sebastian Türk.
Viele Rückmeldungen auf Facebook
Neben Flyern und Emails gibt es auch viele Rückmeldungen auf der Facebook-Seite von Mainleus Invest. Gerade dieses niedrigschwellige Angebot ist laut Sebastian Türk wohl ein Grund mit für die große Resonanz. Facebook-Nutzer Matthias Nagel wäre zum Beispiel für einen Metzger mit Nebenraum für Mittagsgerichte. Ivonne Otto schlägt vor: „Eisdiele mit Café und abends Bar.“
Bürgermeister Robert Bosch (CSU) spricht von einer „sehr guten privaten Initiative, die der Ortsentwicklung nutzt“. Er sei sich sicher, dass die Gemeinde das Ergebnis unterstützen werde. Bosch weist noch darauf hin, dass auch der Markt Mainleus selbst stets für Vorschläge offen sei, die auf einer digitalen Karte (www.mainleus-ortsentwicklung.de) eingereicht werden können. „Dort sammeln wir Anregungen zu allen möglichen Dingen.“
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